Agrochemiekonzerne - Sachinformation - 25.05.2016 - bes
Monsanto, DuPont, Syngenta und Bayer CropScience sind die Namen der vier weltgrössten Agrarchemiekonzerne. Sie verdienen ihr Geld damit, dass sie mit Hilfe von Gentechnologie, Düngemitteln und Pestiziden die Erträge in der Landwirtschaft steigern. Was sich nach einem anerkennenswerten Ziel anhört, ist mit zunehmenden Problemen verbunden. Gesundheitsrisiken, Umweltschädigungen und soziales Elend bei Bauern sind die Begleiterscheinungen ihrer Geschäftstätigkeit. Zwischen Umwelt- sowie Verbraucherschützern, Bio-Landwirten und den Agrochemiekonzernen ist ein erbitterter Kampf um Profite, Macht und die Gesundheit der Menschen entbrannt. Als Nahrungsmittelkonsumenten geht er uns alle an. Der Sieger steht noch nicht fest.
Das Hauptargument für den Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft tönt einleuchtend: Düngemittel erhöhen die Erträge, während Pestizide die wertvollen Nutzpflanzen vor lästigen Mitessern aus dem Pflanzen- und Tierreich schützen. Gentechnisch modifizierte Pflanzen (sog. GVO's) überleben die Herbizide, die das Unkraut vernichten, was den Einsatz von immer stärkeren Mitteln erlaubt. Die Bauern profitieren von grösseren Ernten und die Konsumenten von sinkenden Preisen, die durch das steigende Nahrungsmittelangebot entstehen. Das wiederum führt dazu, dass die Ernährungssicherheit zunimmt und Hungersnöte verschwinden. Soweit die Theorie. Sie steht in ihrer Einfachheit in starkem Kontrast zur wirtschaftlichen Realität wie auch zur Fragilität der Ökosysteme, die in einer Jahrmillionen dauernden Evolution komplexe Gleichgewichte ausgebildet haben.
Mit dem Auftreten der Agrochemiekonzerne konnten effektiv Ernteerträge gesteigert werden, was es ihnen ermöglichte, zu wachsen und neue Produkte zu entwickeln. Sie wurden dadurch ein zunehmend einflussreicher Akteur in der Landwirtschaft. Die Konzerne stellen aber gleichzeitig eine Interessengruppe dar, deren Interesse nicht in der Verbesserung der Einkommen der Bauern oder in der generellen Senkung der Nahrungsmittelpreise liegt, sondern darin, möglichst grosse Anteile der Wertschöpfungskette zu ergattern. Im Bereich der Landwirtschaft zeigen sich die langfristigen Folgen des kurzfristigen Gewinnstrebens besonders stark, weil hier die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanzenwelt unmittelbar betroffen sind. Der Komplexität der Ökosysteme begegnen die Agrochemiekonzerne mit arroganter Gleichgültigkeit und rücksichtsloser Gier. Anstatt sich um die negativen Auswirkungen ihrer Produkte zu kümmern, sehen sich Firmen wir Monsanto oder Syngenta im Gegenteil genötigt, unabhängige Studien zu Gesundheitsrisiken ihrer Produkte mit gekauften Gegenstudien und Marketingkampagnen zu widerlegen, ihre Kritiker vor Gericht zu zerren und wichtige öffentliche Ämter mit Günstlingen zu besetzen. Doch der Reihe nach.
Die Grüne Revolution
Zweifellos brachte die Grüne Revolution im 20. Jahrhundert eine erhebliche Verbesserung der Ernährungssituation für viele Menschen. Mit der Grünen Revolution wird vor allem die Entwicklung moderner Hochleistungssorten bei Weizen und Reis verbunden. Neben der Einführung neuer Sorten beinhaltet sie auch eine Ausweitung der Bewässerung sowie den Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Ihren Anfang nahm sie in den 1940er-Jahren in Mexiko, wo die mexikanische Regierung mit der amerikanischen Rockefeller Foundation zusammenarbeitete, um die landwirtschaftlichen Erträge zu verbessern. Während Mexiko 1940 noch knapp die Hälfte seines Weizens importierte, war es knapp 10 Jahre später Selbstversorger (ein Erfolg, der rund 40 Jahre später vom Freihandelsabkommen NAFTA wieder zunichte gemacht wurde). Aus dem Weizenprogramm entwickelte sich 1963 das Internationale Mais- und Weizenforschungsinstitut (CIMMYT), welches es anderen Entwicklungsändern in Asien und Südamerika ermöglichte, diese Erfolgsgeschichte im eigenen Land zu wiederholen. Dank der Grünen Revolution wurde die weltweite Nahrungsmittelproduktion verdreifacht. Ohne Hochleistungssorten wäre die Nahrungsproduktion in den Entwicklungsländern heute um einen Viertel niedriger als sie es tatsächlich ist, wodurch es weltweit an die 200 Millionen mehr Hungernde geben würde.
Neue Akteure verändern die Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft
Die Nahrungsmittelproduktion unterliegt, wie fast alle Wirtschaftszweige, einem monetären Anreizsystem. D.h. die Eigentümer der Agrochemiekonzerne, sprich die Aktionäre, wollen in erster Linie eine möglichst hohe Rendite aus ihren Investitionen herausholen. Faktoren wie Verbraucherschutz, Produktsicherheit oder Umweltschutz stehen diesem Ziel im Weg. Das monetäre Anreizsystem muss in Kombination mit zwei wesentlichen Entwicklungen im 20. Jahrhundert betrachtet werden, um die moderne Landwirtschaft zu verstehen: 1. Die Veränderung der Wertschöpfungskette durch das Auftreten neuer Akteure, 2. das Nachsorgeprinzip bei der Zulassung neuer Produkte. Beide Entwicklungen fanden zuerst in den USA statt und breiteten sich anschliessend über Europa und Australien auf die Entwicklungsländer aus, wo sie die Grüne Revolution ermöglichten.
Einer der neuen Akteure stellen die Agrochemiekonzerne, ein weiterer die Rohstoffhändler. Durch die Ausweitung ihrer Anteile an der Wertschöpfungskette geraten die traditionellen Akteure, vor allem die Bauern, unter Druck. In den Industrienationen wird dieser Druck durch immense staatliche Subventionen abgefedert, was unweigerlich zur Frage führt, in welchem Ausmass die Steuerzahler dieser Länder eigentlich die Agrochemiefirmen und Rohstoffhändler (indirekt) subventionieren. In Entwicklungsländern führt dieser Druck zur Zerstörung der Existenz tausender Kleinbauern.
Beschäftigt man sich eingehend mit der Geschäftstätigkeit der Agrochemiekonzerne, erkennt man relativ schnell: Ihr Auftreten hat neue Problemfelder geschaffen, die ihren volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen in Zweifel ziehen. Dieser Artikel befasst sich jedoch nur mit den Agrochemiekonzernen. Das Problem der Nahrungsmittelspekulation durch Rohstoffhändler kann an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden, da das Thema sehr umfangreich ist und daher eine eigene Abhandlung erfordert.
Die Agrochemiebranche steht unter einem gewaltigen Konsolidierungsdruck, der den Einfluss der einzelnen Konzerne auf Landwirtschaft und Politik stetig erhöht und den Wettbewerb untergräbt. Wie weit die Konsolidierungsentwicklung bereits vorangeschritten ist, zeigt die nachfolgende Infografik. Die roten Flächen geben den prozentualen Anteil wieder, den die 10 grössten Unternehmen im jeweiligen Bereich der Wertschöpfungskette unter sich aufteilen. Die grünen Flächen zeigen den Anteil, den alle anderen Akteure zusammen unter sich aufteilen.
Es zeigt sich, dass in den "alten" Bereichen der Landwirtschaft, namentlich Verarbeitung und Detailhandel, grössere Vielfalt und Wettbewerb herrschen als in den "neuen" Bereichen wie Saatgut, Pestizide und Handel, die früher von den Bauern selber bestimmt wurden. Sie charakterisieren sich durch eine extrem schnell drehende Konsolidierungsspirale, die zu einer unheimlichen Machtkonzentration einiger weniger Unternehmen führt.
Das Nachsorgeprinzip
Dank des Nachsorgeprinzips konnten die Agrochemiekonzerne ihre Produkte weitgehend frei von gesellschaftlicher, sozialer und ökologischer Verantwortung entwickeln und vertreiben. Nachsorgeprinzip bedeutet, dass die Schädlichkeit eines Produktes bewiesen sein muss, bevor es vom Markt genommen werden muss. Bis es soweit ist, vergehen in der Regel jahrelange Rechtsstreitigkeiten mit Gutachten und Gegengutachten, politischer Einflussnahme und Verschleppung von Gerichtsentscheiden. Der Konsument nimmt derweil die Rolle des Versuchskaninchens ein und riskiert seine Gesundheit für die Profitmaximierung der Produzenten. Dieses Prinzip steht im totalen Widerspruch zum Vorsorgeprinzip, das in Europa gilt und welches den Beweis der Unschädlichkeit eines Produktes anhand seriöser Studien verlangt, bevor es eine Zulassung erhält. Mit dem Freihandelsabkommen TTIP versuchen die USA, das Vorsorgeprinzip zu eliminieren, da es aus ihrer Sicht wirtschaftsfeindlich ist.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden in der Landwirtschaft Pestizide verwendet. Die wichtigsten Arten von Pestiziden sind Herbizide (Unkrautvernichter), Insektizide (Insektenvernichter) und Fungizide (Pilzvernichter). Pestizide, mit denen Äcker und Felder besprüht werden, schwemmen in Bäche, Flüsse und Seen aus. Allein in der Schweiz werden regelmässig über 100 unerwünschte Stoffe in Gewässern festgestellt. Kein Wunder: Die Schweiz ist alles andere als vorbildlich in der Pestizidverwendung, setzt sie doch jährlich über 2'000 Tonnen davon ein. Laut der Organisation "Verein Landwirtschaft" könnte der Pestizideinsatz ohne Versorgungsengpässe und ohne Mehrkosten für den Steuerzahler, jedoch mit positiver Wirkung auf Gewässer, Boden und Biodiversität, mit einfach realisierbaren Massnahmen um 40-50% in der Landwirtschaft und sogar um 80% im Siedlungsbereich reduziert werden. Die Auswirkungen von Pestiziden auf die Biodiversität, die menschliche Gesundheit und den Boden sind nur ungenügend untersucht, was exemplarisch ist für den fahrlässigen Umgang mit den damit verbundenen Risiken. Potenziert wird das Risiko, wenn Pestizide in Kombination mit Gentechnologie eingesetzt werden.
Seit ca. 20 Jahren gibt es gentechnisch veränderte Lebensmittel (GVO's) auf dem Markt. Beides, Pestizide wie auch GVO's, werden von ihren Produzenten als unschädlich für Mensch und Natur und als die Lösung für sämtliche Ernährungsprobleme angepriesen. Die Kombination aus beiden Techniken stellt so etwas wie das goldene Kalb für die Agrochemieindustrie dar. Mit dem Einsatz von GVO's verspricht man sich nicht nur höhere Ernten, höhere Gewinne und höhere Ernährungssicherheit, sondern auch einen geringeren Einsatz von Pestiziden. Letzteres stimmt jedoch nur für die ersten Jahre nach Einführung einer herbizidresistenten Pflanze. Danach hat das Unkraut, das damit bekämpft wird, Resistenzen entwickelt. Sobald das geschehen ist, steigt der Einsatz von Herbiziden massiv an und übersteigt schliesslich denjenigen auf gentechfreien Feldern. Dass Pestizide für Mensch und Natur keineswegs unbedenklich sind, dafür gibt es starke Indizien, die im nächsten Kapitel ausgeführt werden. Auch die Behauptung, wonach GVO-Pflanzen notwendig seien, um die Weltbevölkerung zu ernähren, wurde inzwischen widerlegt. Aktuell werden jährlich so viele Lebensmittel produziert, dass es für ca. 12 Mrd. Menschen reichen würde. Das Problem der Unterernährung in Entwicklungsländern liegt in erster Linie im Preis für diese Nahrungsmittel, der sich wegen einer profitorientierten und nicht auf einer nach Notwendigkeiten orientierten Verteilung ergibt. Westliche Industrienationen leisten es sich, ca. 40% der Nahrungsmittel ungenutzt zu vernichten. Das Thema Lebensmittelverschwendung (bzw. neudeutsch "food waste") nimmt entsprechend einen stetig grösseren Raum in der öffentlichen Diskussion ein. Zudem wird an den Rohstoffbörsen immer intensiver mit Nahrungsmitteln (bzw. neudeutsch "soft commodities") spekuliert. Beides treibt die Nahrungsmittelpreise in die Höhe.
Die Versprechen der Agrochemie erwiesen sich vor dem Hintergrund dieser Tatsachen als leer. Stattdessen ist sie verantwortlich für Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide, für die unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen, für die Einschränkung der Rechte von Bauern und für den Verlust von Agro-Biodiversität.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken
Zunächst muss man sich bewusst werden, dass Gentechnologie keine exakte Wissenschaft ist. Es genügt nicht, ein bestimmtes Gen durch ein anderes zu ersetzen, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Genau so funktioniert Gentechnologie aber: Man nimmt ein Gen, macht Millionen Kopien davon und initiiert diese in organische Zellen, die anschliessend mittels Viren aktiviert und in einer Pflanze geklont werden. Da in einem komplexen Organismus Millionen von Genen interagieren, ist nicht vorhersehbar, welche neuen Kombinationen entstehen und welche Nebenwirkungen oder spätere Mutationen durch diese Manipulationen auftreten könnten.
Das erste Land, in welchem gentechnisch veränderte Lebensmittel in grossem Stil angebaut wurden, sind die USA. Dort lassen sich die damit verbundenen Gesundheitsrisiken am besten beobachten. Seit Mitte der 90er-Jahr hat sich die Zahl der US-Bürger verdoppelt, die an mindestens drei chronischen Krankheiten leiden, während die Kindersterblichkeit anstieg und die Lebenserwartung sank. Ebenso häufen sich Krankheiten wie Autismus, Diabetes, Alzheimer, Krebs, Verdauungsstörungen und diverse Formen von Lebensmittelallergien. Die Umkehrung der Gesundheitsindikatoren in eine Negativentwicklung ist einmalig für eine Industrienation. Vertreter der Agrochemieindustrie bestreiten zwar vehement, dass diese Entwicklungen etwas mir ihren Produkten zu tun habe. Wenn man sich jedoch mit der Frage auseinandersetzt, was sich in den letzten Jahrzehnten am Verhalten der Menschen verändert hat, um die Ursache dafür herauszufinden, fällt unweigerlich ein starker Verdacht auf den lebenswichtigen Sektor der Nahrungsmittelproduktion, in dem hemmungslos experimentiert wird. Gerade in den USA, wo das Nachsorgeprinzip gilt, gibt es nur langsame und ineffiziente Kontrollen zur Eindämmung schädlicher Produkte. Nichtsdestotrotz hat sich die amerikanische Akademie für Umweltmedizin entschieden gegen GVO ausgesprochen, nachdem beunruhigende Forschungsergebnisse bei Tierstudien festgestellt wurden. Sie entdeckte Nebenwirkungen wie Unfruchtbarkeit, Immunschwäche, vorzeitige Alterung, Veränderungen bei inneren Organen, Verdauungsprobleme und weitere Krankheiten, die durch Entzündungen ausgelöst werden. Das hindert Monsanto, das lange Zeit die schädlichen Wirkungen von DDT, Agent Orange und PCB leugnete, weiterhin nicht daran zu behaupten, dass ihre Produkte unbedenklich sein.
Die Gesundheitsrisiken ergeben sich aus der Verwendung von Pestiziden zur Unkraut- und Insektenvernichtung, welche in Kombination mit Gentechnologie zunehmen. Gentechnisch veränderte Pflanzen können grob in zwei Kategorien unterteilt werden: 1. Pflanzen, die resistent gegen Herbizide sind und 2. Pflanzen, die ihre eigenen Insektizide produzieren, sodass sie den Verdauungstrakt von Insekten angreifen und zerstören. Einige genmanipulierte Pflanzen weisen beide Eigenschaften auf. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der sogenannte Bt-Mais. Es handelt sich dabei um eine Maissorte, die mit einem Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis modifiziert wurde. Dadurch ist die Pflanze im Stande, ihre Schädlinge selber zu töten, wie z.B. den Maiszünsler (Schmetterling), dessen Raupen sich durch die Maisstängel fressen. Das Bt-Bakterium produziert ein Protein, welches den Verdauungstrakt von Insekten angreift und sie dadurch tötet. Der Bt-Mais bildet zunächst eine ungiftige Vorstufe des Toxins (Protoxin), das im Darm von Insekten in das Protein Delta-Endotoxin umgewandelt wird. Anschliessend bindet es sich an bestimmte Rezeptoren an der Darmwand des Insekts, wodurch sich diese zu zersetzen beginnt und den Hungertod herbeiführt. Der Vorteil dieser Methode ist der geringere Bedarf an Insektiziden, die über den Feldern ausgebracht werden müssen, da die Pflanze sie ja bereits selber produziert. Allerdings gibt es starke Indizien, dass dieser Vorteil bereits nach wenigen Jahren wieder verpufft. Es ist bekannt, dass Schadinsekten durch den grossflächigen Anbau von Bt-Pflanzen einem kontinuierlichen Selektionsdruck ausgesetzt sind, der die Resistenzentwicklung beschleunigt und der dazu führt, dass sich Resistenzen innerhalb weniger Insektengenerationen aufbauen. Ausserdem entpuppt sich der Vorteil des kurzfristig geringeren Insektizideinsatzes auf dem offenen Feld als Chimäre, wenn man bedenkt, dass das Gift auf diese Weise den direkten Weg in den tierischen und menschlichen Organismus nimmt, indem es den Umweg über Boden und Wasser einspart.
Im Vietnamkrieg wurden durch die US-Armee ca. 80 Mio. Liter des Entlaubungsmittels Agent Orange über den Regenwäldern versprüht. Es hinterliess bei allen Menschen, die damit in Kontakt gekommen waren, gravierende Folgeschäden wie Missbildungen, Fehlbildungen bei Kindern, Krebs, Immunschwächung, Hautkrankheiten, Fehlgeburten und Schädigungen des Erbguts. Auch heute noch leiden etwa eine Million Vietnamesen, darunter ca. 100'000 Kinder, an den Spätfolgen. Obwohl schon während des Einsatzes in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren die Toxizität dieses Herbizides bekannt war, wurde es von der EPA (Umweltschutzbehörde der USA) erst 1985 verboten, nachdem es zu einer Sammelklage betroffener Soldaten gekommen war, die 1984 mit einem Vergleich und der Errichtung eines Entschädigungsfonds in Höhe von USD 180 Mio. endete. Agent Orange wurde von den Agrochemiefirmen Dow Chemical und Mobay, einem Gemeinschaftsunternehmen von Monsanto und der Bayer AG, hergestellt und vertrieben.
Darüber, ob Bt-Toxine harmlos für Menschen, Tiere und andere Pflanzen sind, wird heftig gestritten. Die EPA (Umweltschutzbehörde der USA) stellt sich auf den Standpunkt, dass es keine negativen Wirkungen auf Organismen gebe, ausser auf die Insekten, auf die sie abzielen. Verschiedene unabhängige Studien stellen diese Aussage aber in Frage. So haben zwei Langzeitstudien von Professor Gilles-Eric Seralini von der Universität Caen 2009 und von Hussein Kaoud von der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Kairo 2012 gezeigt, dass die Verfütterung transgener Maissorten an Ratten innert weniger Wochen zu Veränderungen an den Organen der Tiere führten. Seralini identifizierte Anzeichen vorzeitiger Alterung, Immunprobleme, Insulinversorgungs-Störungen, Unfruchtbarkeit und Probleme im Verdauungsapparat sowie Mutationen in anderen lebenswichtigen Organen. Seine Erkenntnisse zeigen, dass ein genaueres Hinschauen unabdingbar ist – gerade vor dem Hintergrund, dass in der Untersuchung von Kaoud ähnliche Schädigungen festgestellt wurden: Er stellte unter anderem eine Schrumpfung der Nieren, Veränderungen an Leber und Milz, Nierenversagen und Darmblutungen fest. Damit ist die Behauptung, wonach gentechnisch veränderte Nahrungsmittel für den Menschen komplett harmlos sind, stark in Zweifel zu ziehen. Es gibt weitere Verdachtsmomente dafür, dass das vom Bt-Mais produzierte Protein auch das menschliche Verdauungssystem angreift. Dr. Garry Gordon, Mitautor des Buches "The Chelation Answer", befürchtet, dass das Protein die Darmwände angreift und sie porös werden lassen, was wiederum dazu führt, dass die Nahrungsmittel verfrüht, d.h. nicht ausreichend verdaut, in den Blutkreislauf gelangen. Solche Darmperforationen können Ursache sein für schwere Krankheiten wie z.B. Lebensmittelallergien, Krebs, Autismus, Alzheimer, vorzeitige Alterung, Parkinson oder Asthma. Zahlreiche Lebensmittelallergien, die vor 25 Jahren noch völlig unbekannt waren, in den USA nun aber zunehmend häufiger auftreten, führt er darauf zurück: Allergien auf Mais, Reis, Weizengluten, Blattsalate, Pfeffer usw. Gerade bei Kindern treten immer häufiger Mehrfachallergien auf, die in extremen Einzelfällen fast alle Grundnahrungsmittel umfassen können. Immunologen in den USA berichten einhellig darüber, dass sie ihren Patienten mit solchen Allergien empfehlen, GVO-Lebensmittel zu meiden, was in den meisten Fällen zu einer starken Verbesserung führt. In einer Humanstudie wurde zudem herausgefunden, dass sich das Bt-Gen im menschlichen Verdauungstrakt auf Darmbakterien überträgt. Dadurch fingen die Darmbakterien an, selber gentechnisch veränderte Proteine zu produzieren. Wenn sich unser Körper durch diese Genmanipulation selber zu einer "Toxinfabrik" verwandelt, wäre eine Erklärung dafür gefunden, warum 93% der in Kanada getesteten, schwangeren Frauen und 80% ihrer ungeborenen Föten Bt-Toxine im Blut hatten. Und es wäre eine Erklärung dafür gefunden, weshalb bei amerikanischen Kindern ein sprunghafter Anstieg von Autismus stattfindet.
Ein anderes Beispiel betrifft die Sojaproduktion. Sojabohnen wurden gentechnisch so verändert, dass sie eine Behandlung mit dem Herbizid Roundup-Ready von Monsanto vertragen, das den Wirkstoff Glyphosat enthält. Glyphosat ist ein sogenannter Chelator, der auf molekularer Ebene die Versorgung einer Pflanze mit Nährstoffen unterbindet und dadurch ihre Abwehrkraft schwächt. Gleichzeitig stärkt er die Bodenbakterien, die die Pflanze schliesslich abtöten. Bt-Pflanzen, die damit behandelt wurden, weisen einen Mangel an Nährstoffen und Spurenelementen wie Mangan, Kupfer und Zink auf. Tiere, die mit diesen Pflanzen gefüttert werden, entwickeln selbst Merkmale von Mangelernährung: Fehlt einem Tier ein Spurenelement, kann es relativ leicht behandelt werden. Fehlen zwei, wird das Krankheitsbild schwerwiegender. Beim Mangel von drei oder mehr Spurenelementen sprechen viele Tiere nicht mehr auf eine Behandlung an und sterben. So erstaunt es nicht, dass im Nutztierbestand der USA, der vorwiegend mit nährstoffarmem Rondup-Ready-Mais und -Soja gefüttert wird, eine massive Fortpflanzungsstörung grassiert. Aus den ganzen USA kommen Berichte von Viehzüchtern, die massive Gesundheitsprobleme bei ihren Tieren und eine enorm hohe Sterblichkeitsrate bei Jungtieren beobachten. Die Symptome verschwinden grösstenteils, sobald sie wieder mit GVO-freiem Futter versorgt werden.
Bei Glyphosat-resistentem Bt-Mais wurden noch schwerwiegendere Gesundheitsschädigungen festgestellt als bei einfachem Bt-Mais. Die damit gefütterten Hamster waren in der dritten Generation unfruchtbar und einigen wuchsen Haare im Maul. Rattenweibchen verloren innert drei Wochen mehr als die Hälfte ihrer Jungen, während in der Kontrollgruppe weniger als 10% der Jungtiere starben. Die in Studien nachgewiesenen, genotoxischen Merkmale von Glyphosat führten bei Landarbeitern in den betroffenen Regionen der USA zu einem um das 70fache erhöhten Risiko von Fehlbildungen bei Kindern. Glyphosat wird inzwischen in derart hohen Mengen verwendet, dass es in allen Böden und Gewässern sowie bei allen Menschen, Tieren und Pflanzen in Industriestaaten nachgewiesen werden kann. Wissenschaftler beklagen sich darüber, dass sie für eine Glyphosat-Studie keine Kontrollgruppe aufstellen können, weil sich schlicht keine Probanden finden lassen, die frei von diesem Toxin sind.
Soziale und gesellschaftliche Risiken
Macht bedeutet, politische und wirtschaftliche Entscheidungen so beeinflussen zu können, dass sie dem eigenen Interesse entsprechen. Macht bedingt Abhängigkeit derjenigen Personen oder Personengruppen, über welche man seine Macht ausüben will. Monsantos erklärtes Ziel ist es, sämtliches natürliches Saatgut weltweit durch gentechnisch verändertes Saatgut zu ersetzen und so die Bauern komplett von ihren Produkten abhängig zu machen. Diese Absicht erinnert an das System des Feudalismus im Mittelalter, als die vielen Landarbeiter ebenfalls abhängig von den wenigen Landbesitzern waren. Im Feudalismus 2.0 kontrollieren die Feudalherren nicht den Boden, sondern das Saatgut – ein ebenso unverzichtbarer Produktionsfaktor. Die entsprechende Entwicklung hat bereits eingesetzt: Bereits heute werden drei Viertel des Saatgutmarktes von den 10 grössten Agrochemiefirmen kontrolliert. Wenn man bedenkt, wie schnell die Konsolidierung der Branche voranschreitet, scheint ihr oben erwähntes Ziel beängstigend nah zu sein. Ihre marktbeherrschende Stellung nutzen die Konzerne, um Bauern in regelrechte Knebelverträge zu zwingen. Sie bestimmen zunehmend, was die Bauern anpflanzen, wie sie es tun und was sie dafür zu bezahlen haben.
Monsanto übt Kontrolle über die Bauern aus, indem es sie dazu drängt, beim Kauf patentierten Saatguts den Monsanto-Saatgut-Vertrag zu unterschreiben. Dieser Vertrag gibt Monsanto das Recht, die Aufzeichnungen der Betriebe zu kontrollieren und schreibt vor, welche Rechte einem Bauern in Bezug auf die Aussaat, die Ernte und den Verkauf gentechnisch veränderten Saatgutes zustehen und vor allem, welche nicht. Bauern, die Saatgut von Monsanto reproduzieren, müssen hohe Geldstrafen bezahlen. Hierdurch wurden einige bereits in den Bankrott getrieben, manche mussten ihren Betrieb aufgeben. Doch nicht nur Vertragsverstösse treiben Bauern in den Ruin: Bei Mais und Soja, wo diese Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist, hat sich der Preis für Saatgut in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Darunter leiden vor allem die Entwicklungsländer, wo Tausende von Bauern durch die hohen Kosten Bankrott gehen. Nach Schätzungen verschiedener Nichtregierungsorganisationen begehen allein in Indien etwa 200'000 Bauern jährlich Selbstmord, weil sie die Kredite nicht bedienen können, die sie für den Erwerb der Produkte der Agrochemiekonzerne aufnehmen.
Um gänzlich zu verhindern, dass die Bauern einen Teil ihrer Ernte zurückbehalten, um genügend Saatgut für die kommende Aussaat zu haben, haben diverse Konzerne begonnen, die "Gene Use Restriction Technology", auch bekannt als "Terminator-Technologie", zu entwickeln. Diese Genmanipulation bewirkt, dass die Pflanzen nicht mehr keimfähig sind. Den Pflanzen wird Gen eingebaut, das den Embryo im ausgereiften Korn abtötet oder stark schädigt. Das Saatgut bringt dadurch nur noch eine einzige Generation von Erntepflanzen hervor, die nicht im Stande sind, Nachkommen zu bilden.
Nicht nur Vertragslandwirte werden von Monsanto vor den Richter gezerrt. 2014 fällte der oberste Gerichtshof in den USA ein bizarres Urteil, das nicht anders denn als eine Kriegserklärung an alle gentechfreien Betriebe interpretiert werden kann: Im Verfahren "Organic Seed Growers and Trade Association" gegen Monsanto sprachen die Richter Monsanto einstimmig das Recht zu, gerichtlich gegen Landwirte vorzugehen, deren Felder ungewollt mit Monsanto-Material kontaminiert wurden. Damit wies der Oberste Gerichtshof eine Klage des Verbands der Biolandwirte und 80 weiterer Kläger gegen Monsanto ab. Das Gericht bestätigte das Urteil eines US-Berufungsgerichts, das – kaum vorstellbar – auf dem angeblichen Versprechen Monsantos beruhte, man werde nicht gegen Landwirte vorgehen, deren Feldfrüchte, beispielsweise Mais, Sojabohnen, Baumwolle oder Raps, Spuren der Biotechnikprodukte des Unternehmens enthielten. Dass dieses Versprechen eine Lüge ist, wie Gerichtsfälle aus Kanada zeigen, interessierte das oberste US-Gericht offenbar ebenso wenig wie die Tatsache, dass Biolandbauern ihre durch GVO's verunreinigten Erzeugnisse nicht mehr als Bio-Produkte verkaufen können und damit finanziellen Schaden erleiden.
Eine weitere Kampfzone bildet das Patentrecht. Agrochemiefirmen patentieren ihre gentechnisch veränderten Pflanzen, Gene und Prozesse, um ihre Entwicklungen zu schützen, was durchaus legitim ist. Problematisch wird es allerdings, wenn ganz normale Züchtungen patentiert werden, die Eigenschaften aufweisen, die in der Natur bereits vorhanden sind. Monsanto konnte z.B. die natürliche Eigenschaft einer Melone patentieren, die eine Resistenz gegen Closteroviren aufweist. Diese Resistenz existiert auf ganz natürliche Weise in zahlreichen Melonensorten. Das Patent gewährte Monsanto das Recht auf alle Melonensorten, welche diese Eigenschaft aufweisen – mit verheerenden Folgen für die Bauern, welche selber Melonen züchten. Dass Patente auf konventionelle Züchtungen eine Gefahr für die Ernährungssicherheit darstellen, erkannte inzwischen auch das Europäische Parlament, welches eine Resolution zum Verbot solcher Patente verabschiedet hat. Dennoch wurden vom Europäischen Patentamt bereits 120 Patente auf Pflanzen und Tiere angemeldet, die durch konventionelle Züchtungen entstanden sind. Weitere ca. 1'000 Gesuche sind hängig. Dieser Missbrauch des Patentrechts ist ein weiteres Instrument, mit welchem die Agrochemiekonzerne versuchen, die Grundlagen unserer Ernährung zu kontrollieren.
Kampf um die öffentliche Meinung
Die Wirkung gentechnisch veränderter Pflanzen und Tiere auf den menschlichen Organismus und die Gifte, die mit ihrem Anbau einhergehen, werden kaum seriös untersucht. Die wenigen verfügbaren, unabhängigen Studien werden von den betroffenen Firmen in Zweifel gezogen und den Forschern mit rechtlichen Konsequenzen gedroht, sollten sie ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die FDA (Food and Drug Administration bzw. Lebensmittelsicherheitsbehörde der USA) hat in internen Studien zwar wiederholt festgestellt, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel gefährlich sind und im Verdacht stehen, Vergiftungen, Allergien und neue Krankheiten auszulösen. Dennoch gibt es offiziell keine entsprechenden Warnungen, weil die Leitung der Behörde nicht nur die bekannten Verdachtsfälle ignoriert, sondern auch Langzeitstudien verhindert. Doch nicht nur das: In offiziellen Stellungnahmen versicherte sie wider besseren Wissens, dass die Ungefährlichkeit von GVO-Lebensmitteln wissenschaftlicher Konsens sei. Weshalb? Ganz einfach: Einerseits ist es der Wille des Gesetzgebers, dass die betroffenen Firmen die Risikostudien ihrer Produkte selber durchführen, auf die sich die FDA wiederum stützt. Dadurch wird der Bock zum Gärtner gemacht, der natürlich kein Interesse daran hat, die tatsächlichen Risiken gefährlicher Produkte zu veröffentlichen. Diese Studien sind ausserdem kurzfristig angelegt und können Langzeitfolgen gar nicht erfassen. Andererseits wendet die Agrochemieindustrie die Drehtür-Strategie an, die durch Goldman Sachs aus der Finanzindustrie bekannt ist: Ausgewählte Persönlichkeiten wechseln von leitenden Funktionen in der Privatwirtschaft in wichtige öffentliche Ämter, um dort Entscheidungen im Sinne ihrer ehemaligen Arbeitgeber zu erwirken. So ist ein leitendes Mitglied der FDA, Michael Taylor, ein ehemaliger Vize-Präsident von Monsanto. Dank seines Einflusses wurde unter anderem entschieden, dass Milch von gentechnisch veränderten Kühen in den USA nicht als solche gekennzeichnet werden muss.
Die grossen Agrochemiekonzerne kämpfen mit harten Bandagen, wenn es um die Beeinflussung der öffentlichen Meinung geht, die wiederum wichtig bei der Frage ist, ob ein bestimmtes Produkt zugelassen wird oder nicht. Der britische Wissenschaftler Dr. Árpád Pusztai beispielsweise, einer der führenden Kapazitäten auf dem Gebiet der Gentechnologie, sollte für das Rowett Research Institute in Aberdeen Ende der 1990er-Jahre die Gefährlichkeit von GVO untersuchen. Seine Arbeit sollte die Grundlage für ihre Zulassung in der EU bilden. Er machte seine Untersuchungen mit Hilfe von Ratten und fand heraus, dass GVO-Nahrungsmittel das Wachstum von Krebszellen in Verdauungstrakt, Kleinhirn, Leber und Hoden fördern. Ebenso fand er bei seinen Versuchstieren bereits nach wenigen Tagen Leberschäden und Anzeichen aufkommender Immunschädigungen. Nachdem er 35 Jahre lang für das Institut tätig war, verlor er unmittelbar nach der Publikation seiner Ergebnisse seine Anstellung. Ihm wurde ein Verbot auferlegt, weiter über seine Ergebnisse zu berichten und er sah sich mit einer Rufmord-Kampagne konfrontiert. Es gibt viele weitere Beispiele von Wissenschaftlern, die ähnliches erlebten.
In den letzten Jahrzehnten wurden die über Jahrhunderte entwickelten Strukturen in der Landwirtschaft durch das Auftreten der Agrochemiebranche aufgebrochen. Was zunächst einen Fortschritt zum allseitigen Vorteil bedeutete, entwickelt sich mit der Zunahme ihres Einflusses zu einer Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Umwelt. Fasst man die oben aufgeführten Erkenntnisse zusammen, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass Monsanto, Syngenta und andere Agrochemiekonzerne ihr Geld damit verdienen, dass sie die Umwelt zerstören, Kleinbauern ins soziale Elend stürzen, unser Essen vergiften und damit unsere Gesundheit aufs Spiel setzen – und dies unter gütiger Mithilfe grotesker Entscheidungen eines offenbar korrupten US-Justiz- und Patentsystems. Sie haben sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts von relativ bescheidenen Firmen, die nützliche Hilfsmittel wie Dünger herstellten, zu gefährlichen Konzernen entwickelt, die scheinbar keine Schamgrenze bei ihrem Ziel kennen, die gesamte Nahrungsmittelproduktion zu kontrollieren. Sie erdreisten sich, mit dem Genpool auf diesem Planeten Roulette zu spielen, was unmöglich vorhersehbare Wirkungen zeitigen könnte und möglicherweise irreversible Folgen hat. Unsere Gesellschaft lässt zu, dass sie für diese "Leistungen" einen immer grösseren Anteil an der Wertschöpfung in der Lebensmittelindustrie erhalten, wodurch ihre Macht und ihr Einfluss stetig wachsen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Ausbreitung von einmal freigesetzten Gensequenzen nicht mehr aus der Natur wegzubekommen sein wird, wird die Entscheidungsfreiheit der Konsumenten, auf Gentechnik bei Lebensmitteln zu verzichten, schon bald zur Makulatur verkommen. Ebenso werden die Bauern ihre Entscheidungsfreiheit darüber verlieren, welche Pflanzen sie anbauen wollen, wodurch die Vielfalt im Nahrungsmittelangebot abnehmen wird. Die gentechfreie Landwirtschaft wie z.B. der Bio-Landbau werden weiter unter Druck geraten. Angesichts dieser Gefahren entwickelt sich je länger je mehr starker Gegendruck durch NGO's, Verbraucherorganisationen, unabhängigen PolitikerInnen und natürlich durch die Bauern selbst. Ihre Informationskampagnen haben sicherlich auch dazu beigetragen, dass Bio-Produkte derzeit stark nachgefragt werden.
Ob die ökologische Landwirtschaft in der Lage sein wird, die Bevölkerung mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen, ist Gegenstand intensiver Diskussionen. Neben der Frage nach der Produktivität stehen auch Aspekte wie der Schutz der Umwelt, die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen, der Gesundheit, des Tierschutzes, fairer Erzeugerpreise und des Konsumentenvertrauens im Fokus. Dass der Anbau von Lebensmitteln und die Haltung von Tieren mit der Natur und nicht gegen sie erfolgen sollten, beweist unter anderem auch das weltweite Bienensterben, das eine Folge des Einsatzes von Pestiziden und zerstörter Lebensräume ist. Dabei geht es keineswegs nur um nostalgische Naturschwärmerei: Das Bienensterben führt zu wirtschaftlichen Schäden in der Höhe von mehreren Milliarden Franken jährlich. Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) sieht im Biolandbau die Zukunft. Gemäss seiner Aussage zeigen alle Untersuchungen, dass die Bodenfruchtbarkeit im Bio-Landbau besser ist. Der Boden beinhaltet bis 100 Prozent mehr Regenwürmer, die Mikroorganismen sind aktiver und der Humusanteil ist grösser. Aus seiner Sicht ist im Bio-Landbau die Vielfalt der entscheidende Vorteil gegenüber Monokulturen. Vielfalt bedeutet gemischte Betriebe mit Vieh und Ackerbau und in den Tropen Mischkulturen, Agroforst und Permakultur – oder anders ausgedrückt: Dauerhaft funktionierende, naturnahe Kreisläufe. Die Bauern bleiben so von der Agroindustrie unabhängig und verdienen dadurch mehr. Die Aussagen von Urs Niggli wurden 2015 in einer Studie eines Forschungsteams der US-Universität in Berkeley bestätigt. Sie kam ausserdem zur Erkenntnis, dass die Ernteerträge zwischen Bio-Landwirtschaft und konventionellem Anbau weit geringer sind als gedacht:
Die entscheidende Frage ist, ob die politischen und juristischen Entscheidungsträger unabhängig genug sind, um in ihren Entscheidungen dem Interesse des Verbraucher- und Umweltschutzes Vorrang vor den finanziellen Interessen der Agrochemiekonzerne zu geben. Die Zukunft unserer Ernährung hängt davon ab. Der Kampf ist noch nicht entschieden.
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Monsanto
Monsanto ist ein 1901 gegründeter und seit 1927 börsennotierter Konzern mit Sitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri.
Syngenta
Der Basler Konzern Syngenta entstand im Jahr 2000 durch den Zusammenschluss der Agrobusiness-Anteile von Novartis und Astra-Zeneca.
DuPont
1802 als Unternehmen für Sprengstoffe gegründet, wandelte sich DuPont zu einem Konzern für Chemie, Materialien und Energie. Der Hauptsitz befindet sich in Wilmington, USA.
Bayer CropScience
Die Bayer CropScience AG ist ein selbständiger Teilkonzern der Bayer AG, der 2002 aus der ehemaligen Pflanzenschutzsparte der Bayer AG und Aventis CropScience
gebildet wurde.
Marktanteil Pestizide: 8%
Marktanteil Saatgut: 27%
22'500 Mitarbeiter in 61 Ländern. Umsatz 2015: USD 15,0 Mrd.
Marktanteil Pestizide: 18%
Marktanteil Saatgut: 9%
27‘000 Mitarbeitende in 90 Ländern. Umsatz 2013: USD 15,1 Mrd.
Marktanteil Pestizide: 5%
Marktanteil Saatgut: 17%
63'000 Mitarbeiter in 80 Ländern. Umsatz 2015: USD 34,7 Mrd.
Marktanteil Pestizide: 16%
Marktanteil Saatgut: 3%
22'400 Mitarbeiter in 90 Ländern. Umsatz 2013: USD 8,8 Mrd.
Monsanto hat schon mehrfach versucht, den Konkurrenten Syngenta zu übernehmen.
2003 wurde ein Vergleich geschlossen, um 20'000 Einwohner der Stadt Anniston in Alabama zu entschädigen, die jahrelang mit Wissen Monsantos den gesundheitsschädlichen Nebenprodukten der PCB-Erzeugung ausgesetzt waren. Seit Ende der 1930er-Jahre waren Monsanto die toxischen Eigenschaften von PCB bekannt. Dennoch entsorgte der Konzern nahezu 40 Jahre lang Millionen Tonnen PCB im nahegelegen Snow Creek.
Zwischen 1997 bis 2002 hat Monsanto ca. 140 Regierungsbeamte in Indonesien bestochen, um die für die Einführung einer Bt-Baumwoll-Sorte seitens der indonesischen Regierung geforderten Umweltrisikoabschätzung zu unterlaufen.
Nachdem Syngenta bisher alle Übernahmeversuche von Monsanto verhindert hat, liegt nun ein Kaufangebot von ChemChina über USD 43 Mrd. vor (Mai 2016).
Verkaufsschlager von Syngenta ist das Pestizid Paraquat, das gemäss der US-Umweltbehörde EPA als krebserregend gilt.
Paraquat ist in der EU und der Schweiz wegen seiner hohen Humantoxizität verboten, jedoch in über 100 Ländern weltweit, v.a. in Entwicklungsländern, zugelassen. Es wird dort häufig von Selbstmördern verwendet.
DuPont hat immer wieder mit schwerwiegenden Imageproblemen zu kämpfen, da es sich einerseits früher um einen der Haupthersteller von FCKW gehandelt hat, andererseits auch heute noch hohen Schadstoffausstoss bewirkt und damit im Jahr 2008 den Toxic 100 Index anführte.
2005 hat DuPont der US-Bundesumweltschutz-behörde (EPA) eine Vergleichssumme in Höhe von USD 16 Mio. zahlen müssen, da interne Studien über die von DuPont hergestellte Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA) verschwiegen worden waren, die Anhaltspunkte für eine krebserregende Wirkung des Stoffes ergaben. PFOA ist fast unzerstörbar (persistent) und bioakkumulativ. Es wurde in arktischen Eisbären und ca. 95% der Blutproben von US-Bürgern nachgewiesen.
Bayer Crop Science versucht aktuell (Mai 2016), den Konkurrenten Monsanto zu übernehmen. Der Konzern würde, käme die Fusion zustanden, einen Viertel des weltweiten Pestizidmarktes und einen Drittel des Saatgutmarktes kontrollieren.
2008 kam es in einigen Regionen in Südwestdeutschland zu einem Bienensterben, bei dem etwa 11'000 Völker teilweise erheblich geschädigt wurden. Der Wirkstoff Clothianidin, welcher unter anderem in Beizmitteln von Bayer CropScience enthalten ist, wurde als Ursache identifiziert. Die Behörden setzten daraufhin die Zulassung Neonicotinoide-haltiger Insektizide aus.
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